Ein interessanter Wanderberg an der Glasstraße im Bayerischen Wald

Rundwanderweg Gibacht

Der Gibacht ist ein breit lagerndes Bergmassiv im Oberen Bayerischen Wald, das in Nord-Süd-Richtung vom Drei-Wappen-Felsen unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze über den Kreuzfelsen bis zum Reiseck verläuft. Seine Ausläufer erstrecken sich über Voithenberg bis nach Furth im Wald, Ränkam, Lixenried und Gleißenberg, über Althütte, Pucher, Unterhütte und das Ulrichsgrüner Tal bis nach Waldmünchen.

Auf Initiative des Gibacht-Bergwirtes und Glaskünstlers Ralph Wenzel wurde im Jahre 2005 mit Hilfe der Bergwacht Furth im Wald ein Wanderweg rund um den Gibacht angelegt. Die mittlere Länge von 5 km, der relativ geringe Höhenunterschied von etwa 100 m, die Aneinanderreihung von Sehenswürdigkeiten und die herrlichen Aussichtspunkte haben einen richtigen Premiumwanderweg daraus werden lassen.  

Der Wanderweg beginnt links vom Gasthaus und führt in nördlicher Richtung durch leicht ansteigendes Gelände bis zum sogenannten  Pfennig-Felsen (895 m). Dort ist an einem Felsen ein kleines bewegliches Türchen angebracht, hinter das die Wanderer Münzen einlegen in der Hoffnung, dass sie immer wieder gesund an diesen Ort zurückkehren. Von hier aus bietet sich eine herrliche Aussicht hinunter auf die Stadt Waldmünchen und das Ulrichsgrüner Tal, hinüber auf  das hochgelegene Bergdorf Herzogau (679 m), weiter  zum Schwarzwihrberg (706 m) bei Rötz sowie auf den Schneeberg (765 m) und den Frauenstein (865 m) oberhalb von Tiefenbach.

Nach dem Pfennigfelsen schleicht sich der Weg auf einem alten Schmugglersteig bis hin zur Landesgrenze und der Unterstellhütte beim Drei-Wappen-Felsen (901 m). In den Felsen sind von links die Wappen des Churfürstentums Bayern (CB), des König-reiches Böhmen (KB) und des Herzogtums Pfalz (HP) mit der Jahreszahl 1766 eingemeißelt und erinnern damit an die damalige Abmarkung der Grenze zwischen Bayern und Böhmen. Grundlage hierfür war der Grenzvertrag vom 3. März 1764, mit dem die österreichische Kaiserin Maria Theresia (die damals zugleich böhmische Königin war und als solche handelte) und der bayerische Kurfürst Max III. Joseph die jahrhunderte-langen Streitigkeiten über den genauen Grenzverlauf unblutig beendeten.

Vom Drei-Wappen-Felsen verläuft der Wanderweg auf der Kammlinie in südlicher Richtung allmählich ansteigend bis zu dem wuchtigen Kreuzfelsen, der mit 938 m die höchste Erhebung des Gibacht-Bergzuges darstellt. Auf diesem Felsen hat die Bergwacht Furth im Wald im Jahre 1952 ein Gipfelkreuz errichtet. Seither liegt dort ein Gipfelbuch auf, in dem sich die Touristen gerne verewigen. Vom Kreuzfelsen geht der Blick hinüber ins Nachbarland Tschechien auf den Čerchov (1042 m) mit seinem Aussichtsturm, ein lohnendes Wanderziel mit phänomenaler Aussicht nach Ostbayern und Westböhmen.

Nach dem Kreuzfelsen geht es weiter, bis schließlich die südliche Dominante des Bergmassivs Gibacht erreicht wird, das Reiseck (902 m). Von dem dortigen gläsernen Gipfelkreuz öffnet sich ein wunderbares Panorama auf den Oberen Bayerischen Wald: Im Tal die Stadt Furth im Wald, umgeben von den Gemeinden Arnschwang, Eschlkam und Neukirchen beim Heiligen Blut mit ihren zugehörigen Dörfern, Einöden und Weilern, eingerahmt von einem Kranz von Bergen: dem Osser (1293 m), dem Hohen Bogen (1079 m), überragt vom Großen Arber (1456 m), dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes,  dem Kaitersberg (1192 m) und dem Haidstein (742 m).

Nun wendet sich der Weg nach Westen und führt hinüber zu einem schroffen Felsrücken, dem Tannenriegel (910 m). Auf seinem höchsten Punkt befindet sich ein etwa 3,5 m hoher Turm, der „Leuchtturm der Menschlichkeit“, gewidmet der Versöhnung der Völker und Religionen. In den Turm wurden Steine aus der ganzen Welt vermauert. Von diesem Platz ist eine traumhafte Aussicht weit hinaus nach Westen über das ober-pfälzische Hügelland, hinunter auf Gleißenberg, auch das bayerische Meran  genannt,  auf die Ortschaften Lixenried, Bogen, Gschwand und Ried, in das Chambtal und hinüber zum Hienerberg (780 m) mit dem Rosshof und seinen Wiesen.

Nach diesem seelischen Atemholen erfolgt der Rückweg zum Berggasthof Gibacht, der zur abschließenden Einkehr und leiblichen Stärkung einlädt.

Bergwirt und Glaskünstler Ralph Wenzel war es auch, der das Glaskreuz und den Leuchtturm als Idee entwarf und zusammen mit freiwilligen Helfern und Sponsoren verwirklichte.


Geschichtliches über den Gibacht

In den Plansammlungen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs befinden sich eine Reihe von alten Karten und Landtafeln, beginnend ab dem Jahre 1514, die das bayerisch-pfälzisch-böhmische Grenzgebiet zeigen. Auf einer kolorierten Federzeichnung aus dem Jahre 1581 ist etwa in der Mitte des Bergstocks hinter dem Reiseck ein markanter, aufstehender Felsen zu erkennen, der wohl der heutige Kreuzfelsen sein dürfte.

In den Erstvermessungsplänen der Königreiches Bayern aus dem Jahre 1832 ist  ober-halb des ursprünglichen Glashüttendorfes Althütte bereits der Ort „Giebacht“ eingetragen. In der Hauschronik der Freiherren Voith von Voithenberg, deren Besitz sich von Herzogau bei  Waldmünchen bis an die Stadtgrenze von Furth im Wald  erstreckt, wird im Jahre 1895 ein Forsthaus am Gibacht erwähnt. Am 30. Januar 1910 erhält das heute noch bestehende Anwesen die Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft.

Nachdem kein Hinweis vorliegt, dass der Name „Gibacht“ vom Grundbesitzer eingeführt wurde, ist von einer Entstehung durch den Volksmund auszugehen. Die Leute sollten damit auf die nahe Grenze zu Böhmen aufmerksam gemacht werden. Mit der Zeit hat sich die Namensgebung „Gibacht“ schließlich auf den gesamten Bergzug übertragen, dessen einzelne Erhebungen zwar schon Namen wie Riegelbaum oder Reiseck hatten, denen aber bis dahin eine einheitliche gipfelübergreifende Bezeichnung fehlte.

In den Nachkriegsjahren und in der Zeit des Eisernen Vorhangs war der Gibacht nur   vom Westen her erreichbar. Nach der friedlichen Revolution im Nachbarland Tschechien wurden bereits anfangs 1990 Kontakte zum Tschechischen Touristenklub, Ortsverein Domažlice (Taus) aufgenommen und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit vereinbart. Nach einem gemeinsamen Konzept erfolgte dann die Erneuerung der alten Wanderwege und ihre Verbindung über die Grenze hinweg. Damit sind nun sowohl der Gibacht als auch der Čerchov für die Touristen von beiden Seiten der  deutsch-tschechischen Grenze wieder frei zugänglich.

Naturpark Oberer Bayerischer Wald
Wege-Patenschaft: Bergwacht Furth im Wald
Text: Franz Thurner

Reiseck war schon früher ein Aussichtspunkt

Alte Fotos aus den Sammlungen von Helmut Hörmann und Hansjörg Schneider liefern den Beweis

Das Reiseck hat eigentlich erst in letzter Zeit wieder durch die Errichtung des Glaskreuzes durch Ralph Wenzel einen hohen Bekanntheitsgrad bei den Wanderern erreicht. Doch das Reiseck hatte schon früher eine enorme Bedeutung als Aussichtspunkt. Hansjörg Schneider hatte in seinem Archiv eine Aufnahme mit einem Aussichtsturm gefunden, die er jedoch nicht so recht zuordnen konnte. Er stellte sich aber die Frage: "Sollte er vielleicht am Reiseck gestanden haben"?


So haben wir bei Further Wanderexperten weiter nachgefragt und sind schließlich beim Ehrenbereitschaftsleiter der Further Bergwacht, Helmut Hörmann, gelandet und damit auf einen Experten gestoßen. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Felsenformation eindeutig auf den Platz verweist, auf dem sich nun das Glaskreuz befindet. Von diesem Platz bietet sich ja nun wieder ein gigantischer Ausblick nach Furth im Wald sowie zum Hohenbogen und zum Arber.


Helmut Hörmann fand in seinem Fotoarchiv sogar eine weitere interessante Aufnahme mit diesem Turm, der noch hinter stark verschneiten Bäumen zu erkennen ist. Auf dem Bild ist rechts unten ein Skifahrer zu sehen. Vor diesem stehen in den Schnee gesteckte Skier. Beide Aufnahmen dürften wohl um das Jahr 1905 entstanden sein. Es wird angenommen, dass dieser Turm einige Jahre später entweder entfernt wurde, oder, nachdem der Turm zugewachsen war, schließlich in sich selbst zusammengefallen war.


 Der Ehrenbereitschaftsleiter hat aber noch zwei weitere bemerkenswerte Fotos in seinem Bilder-Fundus entdeckt. Diese Bilder zeigen einen großen Holzturm, der ebenfalls auf dem Reiseck gestanden ist, jedoch nicht in dem Bereich, wo sich nun das Glaskreuz befindet. Wenn man vom Gibacht kommend zum Glaskreuz marschiert, dann kommt man oben zunächst auf eine Ebene (Hörmann nennt es einen "Schopf"), bevor der Weg dann linker Hand etwa rund 100 Meter zum Standplatz des Glaskreuzes führt. Auf der rechten Seite dieses "Schopfes" (Felsen ragen dort heraus) soll dieser 25 bis 30 Meter hohe Turm gestanden sein, der ebenfalls schon kurz nach der Jahrhundertwende (wohl 1908) errichtet wurde.

 Hörmann erinnert sich, dass er diesen Turm das erste Mal im Jahre 1939 als damals Elfjähriger gesehen hat. Zwei bis drei Jahre später sei der Turm jedoch abgerissen worden, nachdem zuletzt schon an der ersten Leiter ein dort festgemachtes Brett eine Besteigung des Turms aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubte. Die Aufnahme zeigt jedoch, dass der Turm früher bestiegen werden konnte und es dürfte sich von dort ein herrlicher Rundblick nach Cham sowie die Berge des Bayerwaldes und Böhmerwaldes geboten haben. Eine Bestätigung für den Standplatz dieses Turms hat Helmut Hörmann inzwischen auf einer alten colorierten Ansichtskarte (aus der Vogelperspektive) entdeckt, die 1909 vom Max Wagner-Verlag herausgegeben wurde und die 1911 auch postalisch gelaufen ist.


Helmut Hörmann freut sich, dass mit dem "Leuchtturm der Menschlichkeit" am Tannenriegel ein weiterer Aussichtspunkt in der Nähe des Reisecks entstanden ist. Von dort hatte er bei guter Sicht schon früher die Aussicht zum Brotjacklriegel und zum Ochsenkopf-Turm genossen.


Nur wenige Further Bürger werden noch wissen, dass Helmut Hörmann die Erschließung der Wanderwege immer ein großes Anliegen war. Der Felsensteig zum Reiseck wurde beispielsweise von ihm angelegt. "Da hatte ich noch Elan",sagt er heute bescheiden, denn die Arbeiten waren schon beschwerlich. Er hatte sich dazu einen Seilzug angeschafft. Dieser wurde an einem Baum befestigt und damit hat er dann die großen Steine herangezogen und schließlich mit Muskelkraft den Felsensteig geschaffen, der über den Wanderparkplatz Reiseck zu erreichen ist. Dieser Felsensteig hat nach der Errichtung des Glaskreuzes nun noch eine höhere Bedeutung erfahren. Und Hörmann freut sich, dass dieser Steig nun sehr gut angenommen wird.


Am Eingang zu diesem Felsensteig steht das Reiseck-Brünnl. Dabei handelt es sich um eine kleine Mauer mit einem Rohr, aus dem Wasser fließt. Hörmann erinnert sich, dass er damals einen Kubikmeter Kies vom WanderparkplatzReiseck aus in einer so genannten "Krax'n" an diesen Platz transportiert und dort verarbeitet hat.


Heute geht der Wanderer gerne an diesem Platz vorbei und das Wasser bietet ihm eine willkommene Erfrischung.

Karl Reitmeier

Diese Aufnahme aus dem Archiv von Hansjörg Schneider lieferte den Beweis. Auf dem jetzigen Standplatz des Glaskreuzes stand früher ein Aussichtsturm.