Geschichte des Voithenberg

Ein Beitrag zur Ortsgeschichte der Stadt Furth im Wald von Franz Thurner

Vor 1800

Flurname: Further Waldung. im Volksmund Öd genannt. Gebietsumfang: Vom Drei-Wappen-Felsen bis zum Reiseck und hinunter zum Grabitzer Bach, zum Spitzbach und zur Kalten Pastritz. Eigentümer: die bayerischen Landesherren.

1800 Zacharias II. Freiherr Voith von Voithenberg, Sitz Herzogau, erwirbt die Further Waldung. Sein Ahnherr ist Ritter Friedrich Voyt von Rosenberg, Gefolgsmann von Herzog Ludwig dem Bayer in der siegreichen Schlacht von Gammelsdorf am 9. November 1313 gegen Friedrich den Schönen von Österreich.
1800 - 1820Rodung und Anlegung von Äckern und Wiesen. Umbau des alten Jägerhauses zu einem Herrenhaus, dem "Ödschlössl". Errichtung von Wirtschaftsgebäuden und Arbeiter-Wohnhäusern. Es entsteht der Ortsname Voithenberg-Öd.
1802  Bau der Glashütte am Spitzbach, die "Ödhütte".
1811 Bau des ersten Schulhauses bei der Ödhütte.
1819 - 1820Bau der ersten Kapelle in Voithenberg-Öd. Patrozinium Mariä Heimsuchung.
1821Zacharias II. Freiherr Voith von Voithenberg verlegt seinen Sitz von Herzogau nach Voithenberg-Öd.
1823Bau des Voithenberghammers bei Ödhütte.
1839 - 1841Vernichtung der Kapelle durch brand. Zacharias II. lässt eine neue Kapelle bauen.
1885Karl Freiherr Voith von Voithenberg verheiratet sich mit der Brauerei- und Gasthof-Besitzerstochter Rosa Utz aus Furth im Wald, heutiger Gasthof "Zum Bay".
1890Änderung des Ortsnamens Voithenberg-Öd in Voithenberg und des Ortsnamens Ödhütte in Voithenberghütte.
1890Karl Freiherr Voith von Voithenberg verfügt für sich und seine Rechtsnachfolger das Recht für die Stadt Furth im Wald auf unentgeltiche Entnahme von Trinkwasser aus den Quellen der Voithenberg'schen Waldungen.
1893 Bau des Forsthauses in Voithenberg.
1894Bau eines Nebengebäudes beim Schloss Voithenberg mit Kanzlei, Wohnung und Pferdestallung.
1895Bau des Schulsaales in Voithenberghütte.
1896Bau der Reithalle in Voithenberg.
1904Erweiterung des Schlosses in Voithenberg mit Turmanbau.
1906Bau des Gasthauses "Restauration Voithenberg".
1907Installation der ersten elektrischen Lichtanlage in Voithenberg.
1912Bau der Familiengruft in Voithenberg, Bau des Teehauses auf dem Gaisriegel bei Voithenberg.
1927Umbau der Restauration Voithenberg zum "neuen" Schloss als Wohnsitz für Robert Freiherr Voith von Voithenberg.
1948Überlassung des Teehauses als Diensthütte an die Bergwacht Furth im Wald, dann Roberthütte genannt.
1969 -1973Bau der Skiliftanlagen durch die Stadt Furth im Wald unter Mithilfe des Skiclubs Furth im Wald.
1977Tod von Karl Hubert Freiherr Voith von Voithenberg. Damit stirbt die direkte männliche Linie des Ansitzes Voithenberg aus.

1978 

Gründung einer Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts mit dem Namen "Voith von Voithenberg'sche Gutsverwaltung", Sitz Furth im Wald, bestehend aus der Mutter und den Schwestern von Karl Hubert: Mathilde Freifrau Voith von Voithenberg, Gabriele Fleischmann, geborene Freiin Voith von Voithenberg und Mathilde Wiesmann, geborene Freiin Voith von Voithenberg.

1978 - 1981Erwerb des Voithenberghammers durch die Stadt Furth im Wald mit grundlegender Renovierung und Umbau zum Museum unter Mithilfe des Heimatvereins "Pastritztaler", Schafberg. 
1981 - 1983Abbruch der alten Kapelle in Voithenberg. Umbau des ehemaligen Feuerwehrhauses zu einer neuen Kirche unter Mithilfe der Bergwacht Furth im Wald.
1985 - 2002Bau des Golfplatzes durch den Golfclub Furth im Wald e.V. unter Mithilfe der Stadt Furth im Wald.
2004 - 2005 Errichtung einer Stiftung durch Mathilde Wiesmann, geborene Freiin Voith von Voithenberg für den Erbanteil von ihr und ihrer Mutter. Verwaltung durch ein Kuratorium unter dem Vorsitz des jeweiligen Ersten Bürgermeisters der Stadt Furth im Wald.

Das Haus Voithenberg



Als die niederbayerischen Herzöge anfingen,die Siedlung Furth zu einer Stadt auszubauen, tritt als Ahnherr der späteren Reichsfreiherren von Voithenberg der Ritter Friedrich Voyt von Rosenberg in das Licht der Geschichte - ein namentlich genannter Teilnehmer in der Schlacht bei Gammelsdorf zwischen Herzog Ludwig dem Bayer und Friedrich dem Schönen von Österreich am 9.November 1313. Während des Hussitenkrieges begegnen uns die Nachfahren dieser Familie als Landsassen auf Berg bei Neumarkt in Beschrieben und Urkunden. Sie werden nach diesem neuen Wohnsitz die Voiten von Berg genannt. Der Amtsname Voit (eigentlich Vogt-advocatus) war mittler-weile Familienname geworden,
Als zweiter Stammvater, von dem die Freiherren von Voithenberg in gerader Linie abstammen, erscheint 1636 Johann Albert de Voith a Voithenberg in der Pfarrei Weiden als Eisengroßhändler, verheiratet mit Katharina von Grumbach aus uralter fränkischer Adelsfamilie. Nachdem die Zeit des Eisens in der Oberpfalz als Ruhrgebiet des Mittelalters sich zu Ende neigte, blühte in den waIdreichen Grenzgebieten die Glasindustrie auf.
Über dem Erbwege und Ankauf gelangte Johann Zacharias I. von Voithenberg auf der Vorderen Langau 1728 in den Besitz des Glashüttengutes Herzogau. Dieser übergab das Landsassengut mit Glashütte 1751 seinem Sohn Josef Ferdinand. In dessen Besitzzeit ging 1764 mit dem Abschluß des Staatsvertrages zwischen der Krone Böhmen und dem bayerischen Herrscherhaus der langjährige Streit um den Grenzverlauf zu Ende. 1787 wurde Josef Ferdinand mit seinen Brüdern in den Stand der Reichsfreiherren erhoben.

Im Jahr 1797 tradierte Josef Ferdinand den Besitz in Herzogau an seinen Sohn Zacharias II. Nur ein Jahr später wurde dieser zum kurfürstlichen Kämmerer ernannt. 1803 wurde der junge Voithenberg Mitglied beim Hausritterorden zu Ehren des Erzengels St. Michael. Wirtschaftlicher Weitblick mit Gefühl für das Mögliche ließen Zacharias II. im Jahr 1800 die 1740 Tagwerk große Hochwaldung Oed ankaufen, die 1803 mit Erbrechtsbrief in seinen endgültigen Besitz überging. Dieser Wald wurde für die nächsten Generationen die Existenzgrundlage des Hauses Voithenberg bis zum heutigen Tage. Freiherr Zacharias II. darf somit als der Schöpfer von Voithenberg und Voithenberghütte gelten. (1801 Glashütte, 1904 von Baron Karl stillgelegt; 1823 Hammerschmiede erbaut).
Sein Sohn Johann Nepomuk, die wohl markanteste Persönlichkeit in der Geschichte Voithenbergs, trat 1821 in den Besitz von Herzogau und 1843 in den von Voithenberg ein. Während der alte Feudalstaat, ausgelöst durch die Französische Revolution, zusammenbrach, und die meisten umliegenden Adelsgüter zugrunde gingen, hielt er in diesen schwierigen Zeiten dank eiserner Sparsamkeit, wirtschaftlich verantwortungsvollem Handeln und extensiver Nutzung des Feld- und Waldbereichs den Gutskomplex Voithenberg-Herzogau zusammen. Damit das Stamgut zu einem unantast-baren Familienbesitz wurde, schuf Freiherr Johann Nepomuk 1846 einen Familienfideikommiss.   
Während im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts viele Glashütten im Sterben lagen und sich die Landwirtschaft fast nicht mehr rentierte, war dafür der Wald zu einem begehrenswerten Rohstoff geworden. Auf Freiherr Johann Nepomuk folgte 1883 dessen Enkel Karl in die Übernahme des Fideikommisses. Wirtschaftlich gesehen fiel die Be-sitzzeit von Baron Karl, den die Bevölkerung gerne den “Leutseligen" nannte, in eine glückliche Epoche, woran auch der Erste Weltkrieg kaum einen Einfluß nahm. Sein Sohn Robert war der letzte Fideikommissbesitzer. In seiner Zeit wurde der Besitz allod, d.h. auf rechtlicher Basis freies Eigentum. Mit dessen Sohn Karl Hubert, Freiherr Voith von Voithenberg starb am 21. Oktober 1977 die direkte männ-liche Linie des Hauses Voithenberg aus. Der letzte Namensträger wird beerbt von seiner Mutter und seinen zwei Schwestern. Sie gründen als Erbengemeinschaft eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts mit dem Namen “Voith von Voithenberg¹sche Gutsverwaltung", eine juristische Person des bürgerlichen Rechts.
Gesellschaftsanteile: Mathilde Freifrau von Voithenberg mit 50/100; Gabriele Fleischmann mit 25/100 und Mathilde Wiesmann mit 25/100.
1987: Tod von Mathilde Freifrau von Voithenberg. Ihren Gesellschaftsanteil von 50 % vererbt sie an Frau Wiesmann.
Gesellschaftsanteile: Mathilde Wiesmann mit 75/100 und Gabriele Fleischmann mit 25/100.
2005: Tod von Mathilde Wiesmann. Ihren Gesellschaftsanteil von 75 % vererbt sie der von ihr gegründeten Voith von Voithenberg¹schen Stiftung, einer juristischen Person des öffentlichen Rechts. Die Verwaltung erfolgt durch ein Kuratorium von 3 Mitgliedern: Vorsitzender ist der jeweilige erste Bürgermeister der Stadt Furth im Wald; ferner gehören dazu der jeweilige Stadtkämmerer und ein Stadtratsmitglied.
Gesellschaftsanteile: Voith von Voithenberg¹sche Stiftung mit 75/100 und Gabriele Fleischmann
mit 25/100.


Werner Perlinger


Benützte Quellen:

Josef Zeitler: Die Freiherrn Voith von Voithenberg ­ Geschichte eines oberpfälzischen Adelsgeschlechts; maschinengeschriebenes Manusskript, 1954, in: Stadtarchiv Furth im Wald, Teil II, Fach 26.
Werner Perlinger: Traditionen der Glasherstellung im Further Raum, in: Die Oberpfalz, Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau, 2004, Heft 1, S. 40-43.

Das Haus Voithenberg


1313: Als Ahnherr der späteren Reichsfreiherren von Voithenberg wird der Ritter Friedrich Voyt von Rosenberg erstamals genannt. Während des Hussitenkrieges (1420-1433) begegnen uns urkundlich Nach-fahren dieser Familie als Landsassen auf Berg bei Neumarkt. Sie werden nach diesem neuen Wohnsitz die “Voiten von Berg" genannt. (die frühe Geschichte der Familie wird heute historisch teils anders gesehen). Der Amtsname Voit (eigentlich Vogt - lat. advocatus) war mittlerweile Familienname geworden.
1728: Johann Zacharias I. von Voithenberg auf der Vorderen Lengau gelangt in den Besitz des Glashüttengutes Herzogau.
1751: Übergabe des Landsassengutes mit Glashütte an Sohn Josef Ferdinand.  
1787: Josef Ferdinand wird mit seinen Brüdern in den Stand der Reichsfreiherren erhoben.
1783: Seitdem wohnte Peter mit Familie  berufsbedingt “in einem neuerbauten Waldhaus in der Oed", 25.06.1810 als “Hofbau oeconomie" (gemauertes Wohnhaus mit hölzerner Stallung) bezeichnet, das spätere sog. “alte Schloß"; am 13.12.1802 von Josef Peter und Anna, geb. Gregori, um 3000 Gulden an Baron Zacharias II. verkauft.
1797: Josef Ferdinand übergibt den Besitz in Her-zogau an seinen Sohn Zacharias II.
verkauft an Reichsfreiherrn Zacharias II. von Voithenberg auf Herzogau;   
1800/1803: Zacharias II. kauft die 1740 Tagwerk große Hochwaldung Oed. Er darf so-mit als der Gründer von Voithenberg und Voithenberghütte gelten. Die 1801 errichtete Glashütte wird 1904 stillgelegt. Das ehemalige Försterhaus wird zunächst das sog. erste Schloss, heute Wohnung der Familie Fleischmann
1821: Sohn Johann Nepomuk, die wohl markanteste Persönlichkeit in der Geschichte Voithenbergs, tritt in den Besitz von Herzogau und 1843 in den von Voithenberg ein.  
1846: Schaffung eines Familienfieikommisses durch Freiherr Johann Nepomuk.   
1883: Auf Freiherr Johann Nepomuk folgt dessen Enkel Karl in die Übernahme des Fideikommisses. Wirtschaftlich gesehen fällt die Besitzzeit von Baron Karl, den die Bevölkerung gerne den “Leutseligen" nannte, in eine glückliche Epoche.  
1923: Übergabe des Gutes an Sohn Robert. In seiner Zeit wurde der Besitz allod, d.h. auf rechtlicher Basis freies Eigentum. Ausbau des bereits bestehenden Gasthauses zu einem “neuen Schloss" in historisierenden Stil (Turm ­ Neuromanik)
1948: Karl Hubert, Sohn von Baron Robert, übernimmt das Gut
1977: Karl Hubert, Freiherr Voith von Voithenberg +. Mit ihm stirbt die direkte männliche Linie des Hauses Voithenberg aus. Der letzte Namensträger wird beerbt von seiner Mutter und seinen zwei Schwestern Mathilde und Gabriele. Als Erbengemeinschaft gründen sie eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts mit dem Namen “Voith von Voithenberg¹sche Gutsverwaltung".  
1987: Mathilde Freifrau von Voithenberg +. Sie wird von Tochter Mathilde Wiesmann beerbt.  
2005: Mathilde Wiesmann +. Ihren Gutsanteil vererbt sie der von ihr gegründeten “Voith von Voithenberg¹schen Stiftung", einer juristischen Person des öffentlichen Rechts. Die Verwaltung erfolgt seitdem durch ein Kuratorium von 3 Mitgliedern, dessen Vorsitzender der jeweilige erste Bürgermeister der Stadt Furth im Wald ist.
Werner Perlinger


Benützte Quellen:
Josef Zeitler: Die Freiherrn Voith von Voithenberg ­ Geschichte eines oberpfälzischen Adelsgeschlechts; maschinengeschriebenes Manusskript, 1954, in: Stadtarchiv Furth im Wald, Teil II, Fach 26.
Werner Perlinger: Traditionen der Glasherstellung im Further Raum, in: Die Oberpfalz, Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau, 2004, Heft 1, S. 40-43.

                                                             



Das Patroziniumsbild in der Kapelle “Mariae Heimsuchung" in Voithenberg


1973 wird in die alte Kapelle des Gutes Voithenberg von unbekannten Tätern erneut eingebrochen und das ursprüngliche Altarbild aus dem Rahmen geschnitten und gestohlen. Nach dem Abbruch der verfallenen Kapelle wird auf Wunsch der Further Bergwacht als Hauptinitiator und mit Unterstützung der Gutsverwaltung 1982/83 das ehemalige Feuerwehrhaus des Gutes dank auch vieler Spenden und der beachtlichen Arbeitsleistung der Bergwachtkameraden und weiterer freiwilliger Helfer zu einer neuen Kapelle umgebaut und am 2. Juli 1983, am Fest “Mariae Heimsuchung" geweiht. Die neue Kapelle fügt sich in die Landschaft, ist ein Schmuckstück der Schloßanlage, bietet sich als geistig-geistlicher Treffpunkt der Bergwacht an und ist Rast- und Gebetsstätte für die Wanderer.
Auf Initiative des Freiherrn Günther Voith von Voithenberg erhält die neue Kapelle im Jahr 2000 wieder ein eindrucksvolles Patroziniumbild mit dem Thema “Mariae Heimsuchung. Als Vorbild wird  das Bild in der Wallfahrtskirche Maria Egg in Peiting bei Traunstein im Pfaffenwinkel ausgewählt und vom Münchner Maler Winfried Herbst, passend für den alten barocken Rahmen, für das Bergkirchlein geschaffen.
Das neue Bild, finanziert mit Spenden, zeigt den Moment, wie Maria - “voll der Gnade" ­ von ihrer Base Elisabeth in die Arme geschlossen wird. Josef und Zacharias, verwundert und ergriffen zugleich, verfolgen tief bewegt in respektvoller Entfernung die Begrüßungsgeste der beiden Frauen. Der prächtige Barockrahmen wurde in der Münchner Werkstatt Eid ergänzt und von der Ehefrau des Malers, Susanne Herbst, behutsam restauriert. Der Besucher erfährt nun beim Betreten des Raumes sofort die christliche Botschaft dieses Kirchleins: “Freue Dich, der Sohn Gottes wird kommen".

Werner Perlinger