Die Partnerschaft zwischen Furth im Wald und Domazlice, die bald auf ihr 20-jähriges Bestehen zurückblicken kann, wäre ohne den im Jahre 2004 gegründeten Freundeskreis Furth im Wald-Domazlice ärmer. Dies unterstrich 3. Bürgermeister Franz Former bei der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises am Mittwochabend im Gasthaus „U Kocoura“ in Domazlice. Bei dieser wurde Vorsitzender Hermann Plötz in seinem Amt ebenso bestätigt, wie seine Stellvertreter Erwin Hornig und Vlastimil Konrady. Schlimm nannte es der Vorsitzende, dass es auf beiden Seiten 20 Jahre nach der Grenzöffnung leider noch immer gegenseitige Vorurteile gibt, insbesondere bei der älteren Generation. Er hat aber große Hoffnungen, dass sich die Kinder und Jugendlichen der beiden Nationen so verstehen, akzeptieren und schätzen, wie dies unter guten Nachbarn üblich ist.
Hermann Plötz stellte eingangs der Jahreshauptversammlung klar, dass der Freundeskreis mehr sein sollte als nur ein Stammtisch von Personen beiderseits der Grenze, die guten Willens sind. An der Zusammenkunft nahmen neben 3. Bürgermeister Franz Former auch Bürgermeister Miroslav Mach sowie der ehemalige Schönseer Bürgermeister und Gründer des Centrums Bavaria Bohemia Schönsee, Hans Eibauer teil, der im Verlaufe der Jahresversammlung ausführlich über diese grenzüberschreitende Einrichtung informierte.
Das Anliegen des Freundeskreises sollte es nach den Worten von Plötz auch sein, Themen und Probleme anzusprechen, die den Bürgern der beiden Nationen auf den Nägeln brennen. So ging er auf das Drogenproblem im Grenzgebiet ein und verhehlte dabei nicht seinen Eindruck, dass der tschechische Staatsapparat nicht konsequent genug gegen dieses Problem ankämpft. Dabei gehe es nicht nur um die Gesundheit der deutschen, sondern auch der tschechischen Jugendlichen. Beim Thema „Ausbau der Eisenbahnverbindung zwischen Regensburg und Pilsen hatte Plötz den Eindruck, dass dieser von der deutschen Seite eher blockiert werde.
Der Freundeskreis-Vorsitzende glaubt, dass bei grenzüberschreitenden Begegnungen der Politiker oft die Höhe von EU-Förderquoten für so genannte wichtige Projekte größeres Gewicht habe, als zum Beispiel die Frage, wie man erreichen könne, dass die Kinder und Jugendlichen die Sprache des Nachbarn lernen. Die Vergangenheit solle uns lehren, „dass wir uns verstehen müssen“.
Plötz bemerkte, dass sich der Freundeskreis im vergangenen Jahr bemüht habe, mit Aktivitäten und Veranstaltungen das Vereinsleben sinnvoll auszufüllen. Dabei rief er in Erinnerung den Ausflug der tschechischen Mitglieder nach Regensburg, einen Vortrag mit dem tschechischen Historiker Jaroslav Sebek zum Thema „Kirche in der Tschechischen Republik“ und eine Präsentation der Further Waldbühne vor Hunderten von Kindern im Kulturzentrum Domazlice. Jede Veranstaltung habe es auf ihre Weise geschafft, zum besseren Verstehen beizutragen.
Auch für dieses Jahr habe sich die Vorstandschaft wieder Einiges vorgenommen. Für den 18. Juni ist erneut ein Vortrag mit dem Historiker Jaroslav Sebek geplant, diesmal zum Thema „Politik in der Tschechoslowakischen Republik zwischen den beiden Weltkriegen“. Für den 23. Juni ist eine Wanderung von Bystrice/Fichtenbach nach Voithenberghütte vorgesehen. Dabei wird Zdenek Prochazka über die Geschichte der Ortschaft mit einer einst blühenden Glasindustrie informieren. Auch ein gemeinsamer Besuch des Cerchov werde unternommen. Ferner sei erneut gewünscht ein Kontakt der Kinder und Jugendlichen beider Städte.
Kassenwart Karl-Ernst Soukup wies in seinem Kassenbericht darauf hin, dass der Freundeskreis einer der wenigen Vereine sei, die einen Abschluss in verschiedenen Währungen, nämlich in Euro und Kronen ausweisen. Er konnte letztlich über einen erfreulichen Kassenstand informieren und Eberhard Pilz, der in Vertretung des verhinderten Kassenprüfers Franz Leitner kurzfristig die Ein- und Ausgaben geprüft hatte, konnte keinerlei Beanstandungen feststellen.
Ein besonderer Dank galt an diesem Abend einmal mehr Dolmetscherin Jaroslava Seidlmayer, welche die Ausführungen in die jeweilige Sprache übersetzte. Zum Dank für ihr Engagement übereichte ihr Plötz einen Blumenstrauß.
Unter dem Wahlausschuss von 3. Bürgermeister Franz Former (Furth im Wald) und Bürgermeister Miroslav Mach (Domazlice) waren die Neuwahlen schnell über die Bühne gebracht. Sie brachten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzende Hermann Plötz, 2. Vorsitzender Erwin Hornig, 3. Vorsitzender Vlastimil Konrady, Kassenwart Karl-Ernst Soukup, Schriftführer Heinrich Blab, Beisitzer Jan Benda, Tomas Gohel, Hans Korherr und Josef Maier, Kassenprüfer Eberhard Pilz.
Grußworte von Bürgermeister Miroslav Mach (Domazlice) und 3. Bürgermeister Franz Former (Furth im Wald)
Bürgermeister Miroslav Mach verwies in seinem Grußwort auf die bald 20-jährige Partnerstadt zwischen Furth im Wald und Domazlice. Die langjährige Partnerschaft müsse unter dem neuen Bürgermeister Sandro Bauer wieder neue Formen annehmen. Er sprach diesbezüglich die Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit mit Bauer aus. Mach informierte, dass heuer ein Treffen mit den vier Partnerstädten stattfindet. Dabei gebe es diesmal nicht nur um ein Kräftemessen im Fußball, sondern auch in Basketball und Judo.
Bezüglich des Drogenproblems verwies Mach auf eigene zweijährige Erhebungen, die ergeben hätten, dass das Problem nicht so groß sei. Wenn jemand Belege dafür habe, dass in Domazlice Drogen verkauft werden, dann solle man ihn, Mach, informieren.
Einen Ausbau der Bahnlinie von Prag nach München nannte Mach für die Städte Domazlice und Furth im Wald unverzichtbar. Lediglich zu kommunistischen Zeiten sei von der damals tschechoslowakischen Seite dem Ausbau des Korridors über Eger Aufmerksamkeit gewidmet worden. Mach hatte auch nicht den Eindruck, dass die deutsche Seite den Ausbau der Linie Prag – München nicht unterstützt. Dies habe er bei gemeinsamen Besuchen mit Landrat Franz Löffler und MdB Karl Holmeier in den zuständigen Ministerien feststellen können. Mach war sogar auf ein Dokument über eine historische Verbindung zwischen Deutschland und Russland gestoßen, die über Regensburg und Furth im Wald führte.
Mach erinnerte sich an die Veranstaltung der Further Waldbühne in Domazlice. Es habe zunächst Bedenken wegen der Sprachbarrieren gegeben. Es seien aber Möglichkeiten gefunden worden, diese zu überwinden. Mach stellte die weitere Kontaktpflege als sehr wichtig heraus, konnte sich gut vorstellen, dass das Tauser Marionettentheater auch in Furth imWald gastiert. Er sprach abschließend die Hoffnung aus, dass es gelingt die jungen Leute beider Städte zur Zusammenarbeit zu bewegen.
3. Bürgermeister Franz Former berichtete, dass es ein großes Anliegen von Stadtoberhaupt Sandro Bauer sei, die unter Bürgermeister Reinhold Macho begonnene Partnerschaft weiter zu entwickeln. „Wir haben eine gemeinsame Geschichte, die immer auch Auswirkungen auf die jeweilige andere Stadt hatte“, bemerkte Former. Furth im Wald und Domazlice seien ein gemeinsames grenzüberschreitendes Mittelzentrum und würden im Herzen von Europa liegen. Die Mentalität der Bürger diesseits und jenseits der Grenze sei in vielen Dingen gleich, wie er anhand von Beispielen verdeutlichte. Es sei wichtig gewesen, diese Städtepartnerschaft und den Freundeskreis Furth im Wald-Domazlice zu gründen. Aufgabe des Freundeskreises sei es, diese Partnerschaft voran zu bringen. Former dankte der Vorstandschaft für die durchgeführten Aktivitäten und er war davon überzeugt, dass sich ohne den Freundeskreis die Bürger beider Städte weniger kennen würden.
Hans Eibauer stellt CeBB in Schönsee vor
Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Schönsee, der sich als Gründer und geistiger Vater des Centrums Bavaria Bohemia (CeBB) Schönsee einen Namen gemacht hat, war Ehrengast bei der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises Furth im Wald-Domazlice am vergangenen Mittwochabend im Gasthaus „U Kocoura“ in Domazlice. Er war gekommen, um einerseits über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und andererseits über das Zentrum selbst zu informieren.
Eibauer blickte zurück auf die Wende im Nachbarland im Jahre 1989 und erinnerte an die Aufbruchstimmung, die in vielerlei Hinsicht auch in Erfüllung gegangen sei. Es hätten sich schnell die Namen von Bürgermeistern herauskristallisiert, welche die Öffnung der Grenze zu freundschaftlichen Verbindungen genutzt haben. Einer dieser Bürgermeister sei Reinhold Macho gewesen, „der mir ein enger Freund und Kollege war“. Dieser habe von Anfang an den Weg der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beschritten. Während Macho die kommunalen Perspektiven ausgelotet habe, habe er, Eibauer, sich um die Kultur angenommen. Schon damals habe er mit Macho dieses Zentrum diskutiert und schließlich sei 1998 die Idee zu diesem Projekt „Centrum Bavaria Bohemia“ geboren worden, das nach schwierigen Momenten im Jahre 2006 eröffnet wurde. Der Sinn sei es gewesen, die kulturelle und partnerschaftliche Zusammenarbeit in den bayerischen und tschechischen Nachbarregionen (Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Karlsbad, Pilsen und Südböhmen) zu vertiefen und auszubauen. Das CeBB sollte eine Anlaufstelle für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sein, ohne dabei anderen Initiativen etwas wegzunehmen, wie zum Beispiel dem Freundeskreis Furth im Wald-Domazlice.
Eibauer verwies darauf, dass das CeBB im März vergangenen Jahres auf sein fünfjähriges Bestehen zurückblicken konnte. In dieser Zeit seien 500 öffentliche grenzüberschreitende Veranstaltungen mit über 150 000 Besuchern abgewickelt worden. 2011 seien 44 000 E-Mails bearbeitet worden. Eibauer erklärte, dass das CeBB gerne auch den Kommunen bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit helfe.
Im Jahre 2007 sei der Preis „Brückenbauer“ ins Leben gerufen worden. Zu den bisherigen Preisträgern würden auch Hermann Plötz, Jaroslava Seidlmayer und Zdenek Prochazka gehören.
Abschließend informierte Eibauer noch ausführlich über das Projekt „Impuls 2015“ zur Vorbereitung grenzüberschreitender Beiträge und Aktionen zur Ernennung von Pilsen als Kulturhauptstadt Europas. Er informierte, dass hierfür auch viele kreative Beiträge aus dem Raum Furth im Wald eingegangen sind, die in Workshops bearbeitet werden sollen. Eibauer hofft, „dass wir mit diesen Ideen viele Leute mit nach Pilsen nehmen können“.
Abschließend wünschte Eibauer den beiden Partnerstädten Furth im Wald und Domazlice eine gute gemeinsame Zukunft.
Der Freundeskreis Furth im Wald-Domazlice ehrt jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise um die tschechisch-deutschen Beziehungen verdient gemacht hat. Diese Auszeichnung wurde im Jahr 2008 zum ersten Mal verliehen und ging an den böhmischen Musikanten Vaclav Cibulka. Die weiteren Geehrten bisher waren Jaroslava Seidlmayer, Antonin Konrady und im vergangenen Jahr Hartmut Wolff. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an den Verleger, Publizisten und Fotografen Zdenek Prochazka, der erst jüngst wieder mit dem Buch „Was mit der Zeit verschwunden ist – 2“, auf sich aufmerksam gemacht hat, in dem er die Bischofteinitzer Region und den Böhmischen Wald auf alten Fotos präsentiert.
Der Vorsitzende des Freundeskreises Furth im Wald-Domazlice, Hermann Plötz, zeigte sich erfreut darüber, dass es viele Bürger in den beiden Partnerstädten Furth im Wald und Domazlice gibt, die sich bemühen, das zarte Pflänzchen der guten Nachbarschaft zu pflegen und gute Nachbarschaft zu praktizieren. Dies geschehe oft ganz leise, ohne viel Aufheben zu machen, eben selbstverständlich.
Der Vorsitzende informierte, dass die Wahl in diesem Jahr auf Zdenek Prochazka gefallen sei, der am 7. Juni 1954 in Pilsen geboren wurde. Dieser erlernte den Beruf des Grafikers und arbeitete danach in einer Pilsener Druckerei. Von 1980 bis 1990 sei Prochazka als PR-Mitarbeiter der Firma Elitex in Kdyne/Neugedein tätig gewesen. 1990 habe Prochazka den Verlag Cesky Les/Böhmischer Wald gegründet. In seiner Freizeit arbeitete er mit dem Institut für Archäologie in Prag zusammen und befasste sich auch mit den historischen Forschungen über böhmische Burgen, Kirchen und weiteren Denkmälern. Zdenek Prochazka sei gleichzeitig Autor und Herausgeber einer Reihe von touristisch-historischen Büchern, die sehr ins Detail gehen und idealer Begleiter nicht nur für Touristen sind. Eine Buchreihe über die westböhmische Geschichte behandle Themen, die sich mit der Geschichte und Denkmalpflege seiner Heimat befassen. Viele der Bücher seien auch in deutscher Sprache erschienen.
Anlass für die Ehrungen sei der Inhalt der oft zweisprachigen Publikationen. Plötz ließ nicht unerwähnt, dass Prochazka 2011 als erster Tscheche mit dem Waldschmidt-Preis ausgezeichnet wurde, weil er sich in besonderer Weise seit Beginn der Grenzöffnung im Jahre 1989 einer objektiven Beurteilung der Geschichte des bayerisch-böhmischen Raumes verpflichtet gefühlt habe. Prochazka sei schon früh klar geworden, dass die politisch beeinflusste Geschichtsschreibung des Kommunismus sich zu wenig an der geschichtlichen Wahrheit orientiert habe. Die ersten Bücher über die „verschwundenen Dörfer“ im Landkreis Domazlice oder des früheren Landkreises Bischofteinitz sowie weiterer Grenzregionen hätten in erfreulicher Objektivität die Geschichte dieser Orte beschrieben, in denen bis 1945 Staatsbürger wohnten, die sich dem deutschen Kulturkreis zugehörig fühlten. Deshalb hätten sie ihre Heimat oft auf furchtbare Art und Weise verlassen müssen.
Plötz wies darauf hin, dass er mit Zdenek Prochazka inzwischen fast 20 Jahre befreundet sei und einmal im Monat beim Stammtisch mit ihm zusammensitze. In den Bemühungen von Prochazka, der objektiven Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen, erkannte Plötz eine Einstellung, „die allen gut tut, die sich um die gute Nachbarschaft zwischen Deutschen und Tschechen bemühen“. Diese Einstellung versuche auch zu versöhnen, da es leider noch immer, oft durch Unkenntnis, Vorurteile gebe.
Zdenek Prochazka zeigte sich sehr überrascht über die Auszeichnung und stellte fest, dass er meisten Ehrungen bisher von deutscher Seite bekommen habe. Er berichtete von einer kürzlichen Fahrt zunächst auf tschechischer Seite nach Eger, dann zurück auf bayerischem Gebiet nach Bärnau, wo er den Geschichtspark besuchte. Ferner habe er noch die Burgruine Flossenbürg besucht. Das Schönste, was die Grenzöffnung gebracht habe, sei es, dass man nun die Zeitgeschichte auf beiden Seiten der Grenze erleben könne.
„Ans Ziel kommt nur der, wer eins hat“. An diesen Ausspruch von Martin Luther erinnerte der Vorsitzende des Freundeskreises Furth im Wald-Domazlice, Hermann Plötz, bei der Jahresversammlung am Freitagabend in der Schlossgaststätte Voithenberghütte, um dann gleich zu verdeutlichen, „dass unser Ziel eine gute Nachbarschaft ist“. Dem fügte er aber gleich hinzu, dass dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müsste.
Dass der Freundeskreis Furth im Wald-Domazlice in dieser Beziehung auf einem guten Weg ist, zeigte die Resonanz bei der Jahresversammlung, denn von den insgesamt 59 Mitgliedern waren rund 30 Personen beider Nationalitäten erschienen. Er verwies auf die Aufgabe des Vereins, der 2004 gegründet wurde, um die nach der sanften Revolution gegründete Städtepartnerschaft zwischen Furth im Wald und Domazlice zu unterstützen.
Die räumliche Nähe und die leider immer noch durch Vorurteile belastete Beziehung zum Nachbarn, aber auch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungen beider Länder in den Jahren vor 1990 stelle an den Verein besondere Bedingungen. Als größtes Problem stellte Plötz die Sprache heraus und deshalb zeigte er sich gegenüber den tschechischen Freunden dankbar, dass sie meist deutsch sprechen. Der Vorsitzende erklärte, dass es ein Akt der Höflichkeit sein sollte, die Sprache des Nachbarn zu lernen. Die Möglichkeiten dazu seien vorhanden. Er zeigte sich deshalb erfreut, dass inzwischen auch verstärkt an den Schulen, wie der Further Realschule, die tschechische Sprache gelehrt wird.
Plötz erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr das 20-jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Domazlice und Furth im Wald gefeiert wurde. Dieses Ereignis hätte nach Ansicht des Vereins auf regionaler Ebene eine stärkere Würdigung verdient gehabt, „denn was hat unsere kleine Welt an der bayerisch-böhmischen Grenze in den letzten 50 Jahren mehr positiv verändert, als die Öffnung der Grenzen“.
Der Vorsitzende bedauerte es, dass im vergangenen Jahr das Programm nicht in der geplanten Form realisiert werden konnte. Nur der besuch der Kinder aus dem Kinderhaus bei Bischofteinitz in Furth im Wald sei eine gelungene Aktion gewesen. Der geplante Ausflug nach Regensburg musste abgesagt werden, soll aber heuer am 18. Juni durchgeführt werden. Auch die Wanderung im gebiet Plöss/Ples fand zu wenig Interesse. Das vorgesehene Gespräch mit dem EU-Beauftragten Dr. Gerhard Sabathil sei bisher an Terminproblemen des Referenten gescheitert. Unter anderem ist in diesem Jahr auch eine Aufführung der Further Waldbühne in Domazlice mit dem Märchen „Dschungelbuch“ geplant. Ins Gespräch brachte Plötz auch für die Vorweihnachtszeit gemeinsame Weihnachtskonzerte tschechischer und bayerischer Volksmusikgruppen. Ein Dank galt Ladislav Hofmeister, der die Mitgliedsbeiträge der tschechischen Mitglieder kassiert.
Aufmerksam machte Plötz auch auf das bayerisch-böhmische Kulturzentrum in Schönsee. Das umfangreiche Programm sei im Internet unter www.bbkult.net zu finden. Erst in den letzten Wochen habe sich Domazlice in Schönsee professionell vorgestellt. Angemahnt wurde vom Vorsitzenden tschechischsprachige Speisekarten in den Further Gaststätten und Hotels. Er sähe darin eine Chance für die hiesige Gastronomie, da die Preisunterschiede inzwischen nicht mehr groß seien.
Bürgermeister Johannes Müller bemerkte, dass die Gründung des Freundeskreises ein Schritt war, um die Partnerschaft zwischen Furth im Wald und Domazlice zu manifestieren. Es seien bereits vor vielen Jahrzehnten Freundschaften entstanden. Eine Vorreiterfunktion bescheinigte er seinem Vorgänger Reinhold Macho, was der Stadt viel genützt habe. Sein Dank richtete sich an die Vorstandschaft für das starke Engagement und versprach eine Spende von 200 Euro.
Dem Kassenbericht von Karl-Ernst Soukup war zu entnehmen, dass der Freundeskreis über ein schönes Guthaben verfügt. Kassenprüfer Franz Leitner fand nicht nur lobende Worte für die Kassenführung, sondern stellte auch die Notwendigkeit der deutsch-tschechischen Freundschaft heraus, die es insbesondere an der Basis zu pflegen gelte. Welcher Wertschätzung sich Leitner durch seine freundliche Art und nicht zuletzt auch wegen seiner tschechischen Sprachkenntnisse im Nachbarland erfreut, zeigt die Tatsache, dass er von der FFW Folmava/Vollmau zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Der Freundeskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr bei der Jahresversammlung eine Persönlichkeit zu ehren, die sich mehr als andere um eine gute Nachbarschaft bemüht haben. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Reiseveranstalter Hartmut Wolff, der dem Verein ebenfalls spontan 200 Euro spendete.Der Freundeskreis Furth im Wald-Domazlice ehrt jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich verstärkt den Zielen des Freundeskreises Furth im Wald-Domazlice verschrieben hat. Mit Hartmut Wolff wurde bei der Jahreshauptversammlung eine Person gewürdigt, die sich schon lange vor der Vereinsgründung der Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen angenommen hatte. Der engagierte Further Unternehmer von Wolff-Ostreisen wurde in der Urkunde als ein geduldiger Wegbereiter deutsch-tschechischer Beziehungen beschrieben.
Wie der Vorsitzende Hermann Plötz in seiner umfangreichen Laudatio bemerkte, hatte die Wiedereröffnung des Straßengrenzübergangs Furth im Wald/Schafberg am 18. Juli 1964 das Unternehmen zum Anlass genommen Busreisen in die CSSR beziehungsweise nach Prag anzubieten. Bereits eine Woche nach diesem für die Stadt Furth im Wald denkwürdigen Termin sei der erste Wolff-Bus mit Gästen nach Prag gefahren. Mit Geduld, Hartnäckigkeit und Fleiß sei auch der Erfolg gekommen. Es habe sich gezeigt, dass Geschäfte mit Kommunisten möglich waren. Plötz war sich sicher, dass die tolerante und liebenswerte Grundeinstellung von Hartmut Wolff die Voraussetzung für den Erfolg seines Wirkens war. Dabei nahm er auch an, „dass auch die positiven Erbanlagen ihres liebenswerten aus dem saarländisch-französischen Grenzgebiet stammenden Vaters und ihrer Further Mutter zu dieser Einstellung beigetragen haben“.
Die Probleme mit dem damaligen kommunistischen System und dessen ökonomischen Vertretern wollte Plötz nicht näher beleuchten. Sicher sei jedenfalls, dass Hartmut Wolff mit seiner geduldigen und ruhen Art es geschafft habe, auch hier gute Kontakte herzustellen. Mit den Reisen nach Prag sei erreicht worden, dass die damals „ehe graue“ Tschechoslowakei wiederentdeckt wurde. Tschechen und Deutsche seien wieder zusammengekommen und es seien dabei auch Vorurteile abgebaut worden.
Nach der samtenen Revolution des Jahres 1990 habe für das Unternehmen Wolff eine neue Situation begonnen, aber mit Kreativität sei auch dieses schwierige Kapitel gelöst worden. Das Busgeschäft sei verkauft worden, geboren wurde der Anbieter von Komplettangeboten an die deutsche Buswirtschaft. Heute würden Gäste des Unternehmens auf der Seidenstraße Richtung China fahren.
Der Freundeskreisvorsitzende zitierte aus einer Fachzeitschrift anlässlich des 65. Geburtstags von Hartmut Wolff: „Eine der besonderen Eigenschaften des Unternehmens Wolff ist es, die Dinge so zu nehmen wie sie sind und dann das Beste daraus zu machen. Maßstab seines wirtschaftlichen Handelns war die Maßarbeit, das maßgeschneiderte Angebot, er wollte nie ein Produzent von Massenware sein“. Plötz verriet, dass sich Hartmut Wolff nun langsam aus dem aktiven Dienst des Paketreisen-Anbieters Wolff Ostreisen zurückziehen wolle. Er wünsche ihm für die Zukunft alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen.
Hartmut Wolff sah in der Auszeichnung einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk, wofür er sich herzlich bedankte. Er bemerkte, dass die Grenzöffnung im Jahre 19064 ein „epochaler Paukenschlag“ war. Plötzlich habe damit die Gelegenheit bestanden, aus dem Tellerrand zu blicken und Reisen nach Prag durchzuführen. Die Resonanz sei groß gewesen. Einmal habe man einem Tag 438 Personen nach Prag gebracht. Bei der damaligen Visapflicht sei dies nicht so einfach gewesen, dies zu organisieren. Mit berechtigtem Stolz sah sich Hartmut Wolff als Zeitzeuge verschiedener Ereignisse noch vor der samtenen Revolution. Er erinnerte unter anderem an eine Veranstaltung des von Reinhold Macho ins Leben gerufenen Grenzlandforums in Prag, aber auch an den Einmarsch der Russen 1968, als er hunderte von Haubitzen zwischen Domazlice und Bischofteinitz in Richtung Westen gerichtet sah. Furth im Wald sei damals das Weltpressezentrum gewesen. Ferner berichtete Wolff, dass er ein Foto von Jan Palach gemacht habe, der sich aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannte. Wolff Ost Reisen sei schließlich das erste ausländische Reisebüro in der Tschechoslowakei gewesen. Hartmut Wolff wies darauf hin, dass sein Unternehmen zwischen 25 und 30 Beschäftigte in Furth im Wald hat. Ferner habe er nun Büros in Prag, Warschau und Budapest.
Abschließend lud Hartmut Wolff die Mitglieder des Freundeskreises Furth im Wald-Domazlice beim Ausflug am 18. Juni nach Regensburg zu einem Mittagessen ins fürstliche Brauhaus ein und überreichte spontan eine Spende über 200 Euro.